Eine in etwa den Tatsachen entsprechende Chronik über unseren Kirchenchor zu erstellen ist leider nicht möglich, da keine schriftlichen Unterlagen aus den früheren Jahren zur Verfügung stehen. So versucht der Verfasser dieses Artikels aufgrund der Eintragungen in den Kirchenbüchern der Pfarrgemeinde und den mündlichen Überlieferungen von älteren Chormitgliedern den Werdegang des Chores in groben Zügen darzulegen.
Gegründet wurde der Kirchenchor „St. Cäcilia“ im Jahre 1884. Das Gründungsjahr steht deshalb außer Zweifel, da 1934 beim 50-jährigen Jubiläum noch Gründer lebten, die aus diesem Anlass unsere jetzige Fahne weihten und sich einem Gruppenfoto stellten.
Wie hat es aber begonnen?
Vermutlich war es noch vor dem Gründungsjahr, dass sich einige Herren unter dem damaligen Pfarrer Ernst Wilhelm Rosellen und dem Küster und Organisten Johann Hermülheim vor verschiedenen Hochfesten trafen und bestimmte Choräle für die Messfeiern einstudierten. Aus dieser losen Form der Zusammenkünfte hatte sich dann 1884 ein Stamm von Sängern gebildet und man beschloss, unseren Kirchenchor zu gründen.
Dass es kein großer Chor war, sieht man daraus, dass man noch bis ca. 1928 im Wohnzimmer des Küsters probte. Über das Liedgut, welches einstudiert wurde, liegen uns keine Informationen vor. Vermutlich beschränkte man sich auf den Choralgesang und eine 2-stimmige Messe. Diese „Messe zu Ehren des hl. Antonius“ (von P. Sinzig), blieb uns aus dieser Zeit erhalten und wird auch noch gelegentlich aufgeführt.
Johann Hermülheim, der den Chor am längsten leitete (44 Jahre), war eigentlich der Initiator für den heutigen gemischten Chor, der 1929 durch Ernst Roth ins Leben gerufen wurde.
Kurz vor seinem Tod (1928) holte Johann Hermülheim einige Mädchen von der „Marianischen Jungfrauen-Kongregation“ zum Chor und gemeinsam studierte man Marienlieder ein. Das Wohnzimmer des Küsters war für die gemeinsamen Proben zu klein, so dass man in das Sälchen des Klosters ausweichen musste. Die Aufführungen fanden soviel Anklang, dass man sich 1929 entschloss, den bis dahin reinen Männerchor offiziell in einen gemischten Chor umzuwandeln. Als Probenraum stellte das Kloster die Kinderbewahrschule zur Verfügung. Wegen Umbauarbeiten wechselte man nach ein paar Jahren wieder den Probenraum und fand viele Jahre lang eine feste Bleibe im Sängerheim des Hauses Hülsenbusch. Seit 1998 probt der Chor im Martinushaus.
Nach anfänglicher Begeisterung und Freude über die Erfolge des gemischten Chores, traten Probleme auf, die sich dermaßen zuspitzten, dass man 1933 den gemischten Chor wieder auflöste. So erklärt es sich, dass auf dem Gruppenbild zum 50-jährigen Jubiläum nur Männer abgelichtet sind,
Im Nachhinein stellte es sich heraus, dass die getroffene Entscheidung falsch war. Auf Drängen von Chorleiter Josef Hermülheim, der den Chor 1932 übernommen hatte, und anderen Verantwortlichen setzte man es durch, dass Frauen wieder Zugang zum Kirchenchor hatten. Dies war zugleich der Startschuss zur größten Blüte, die der Kirchenchor in seiner ganzen Geschichte bis heute erreichte.
Josef Hermülheim, der den Chor 25 Jahre (bis 1957) leitete, konnte zeitweise 60 Chormitglieder dirigieren. Man beschränkte sich nicht nur auf den geistlichen Chorgesang, sondern studierte auch weltliches Liedgut ein. Der Kirchenchor sang von da an auch bei weltlichen Veranstaltungen.
Erstaunlich ist der Beginn des Aufschwungs, der in die national-sozialistische Zeit fällt. Sogar der Krieg konnte die Aktivitäten des Chores nicht stoppen. Es wurde, wenn auch mit kleiner Besetzung, im normalen Rhythmus geprobt und gesungen, keine Aufführung wurde abgesagt.
Nach dem Krieg ging man mit Elan wieder an die Arbeit. Unter dem damaligen Vorsitzenden Karl Lotter, der über 25 Jahre (bis 1959) den Vorsitz führte, formierte sich der Chor wieder in kurzer Zeit zu einem großen Klangkörper; der neue Aufschwung hatte begonnen. Vergessen waren alle Nöte und Mühen der bitteren Kriegsjahre, man blickte zuversichtlich in die Zukunft. Intensiver als je zuvor beteiligte man sich am Pfarrleben. Mit großem Erfolg besuchte man Dekanatsfeste, bei dem die Kirchenchöre ihr Leistungsvermögen in freundschaftlichem Wettstreit maßen. Alles schien bestens geordnet. Doch leider blieb auch unser Chor nicht von den allgemeinen Zeiterscheinungen der sechziger Jahre verschont. Die Mitgliedszahl nahm langsam, aber stetig ab.
Von 1957 — 1963 leitete Heinz Siepen den Chor. Neben dem normalen Chorgesang förderte er im Besonderen den „Choral“. Zeitweise konnte er mit einer Choralschola von 15 — 20 Personen singen.
Nachdem Heinz Siepen Ende 1963 seine Tätigkeit in Fischenich aufgekündigt hatte, nahm Wolfgang Radermacher die Geschicke des Chores für ein Jahr in die Hand. Er war zugleich der letzte hauptamtliche Küster, Organist und Kirchenchorleiter in unserer Pfarrgemeinde. So setzte jeder Chorleiter seine eigenen Akzente.
Als Stud.-Rat Josef Außem den Chor 1965 übernommen hatte, wurden erstmals Messen und Kantaten mit Orchesterbegleitung einstudiert und aufgeführt. Aufführungen mit Orgelbegleitung hatten bereits unter Josef Hermülheim stattgefunden, doch der neue Klang, der nun unsere Kirche erfüllte, erfreute Chor und Gemeinde gleichermaßen. Aber auch diese neue Musik konnte den Mitgliederschwund nicht aufhalten. Es folgten magere Chorjahre, die man nur deshalb verhältnismäßig gut überstand, weil Vorstand und Chorleiter mit größtem persönlichen Einsatz den Chor führten.
Weil Stud.-Rat Josef Außem wegen Krankheit den Chor aufgeben musste, stellte sich Heinz-Willi Brückmann als Chorleiter zur Verfügung. Neben seiner Chorleitertätigkeit fand er noch Zeit, sich als Arrangeur zu betätigen. So verdanken wir ihm unter anderem die Chorsätze der „Speyerer Domfest-Messe“, der „Christkönig-Messe“ und Chorsätze einiger geistlichen und weltlichen Lieder. Seinen Schwerpunkt legte er auf die Jugendarbeit. Seine Fähigkeit als Komponist und Texter stellte er mit seiner „Dornenkronenmesse“ unter Beweis. Unter seiner Führung stabilisierte sich die Mitgliederzahl und sein Nachfolger konnte mit einem gut funktionierenden Chor weiterarbeiten.
1971 übernahm Hans Wolpers die Chorleitung. Unter seiner Führung blühte der Chor nochmals auf.
Der „KIF“ (Kirchlicher Instrumentalkreis Fischenich) wurde auf Initiative des Chorleiters gegründet und dem Kirchenchor angegliedert. Die Messgestaltungen von Chor und KIF kamen bei der Gemeinde sehr gut an, zumal sich der KIF mit der Zeit zu einem kleinen Orchester entwickelt hatte. Man übernahm sogar bei besonderen Anlässen die Meßgestaltung in anderen Pfarrgemeinden z.B.1980 die Altarweihe in Alt-Hürth.
Durch Berufsausbildung und Studium der Instrumentalisten verlor der Spielkreis immer mehr Mitglieder, und da sich kein Nachwuchs zum Schließen der Lücken fand, musste der Instrumentalkreis leider aufgelöst werden.
Im Jahre 1984 wurde das 100-jährige Bestehen des Chores groß gefeiert: Mit einer Festmesse, einem Festkommers, einem Frühschoppen und einem großen weltlichen Konzert unter Mitwirkung des „Kölner Kinderchores“. Der Kölner Polizeichor veranstaltete sein „Konrad Adenauer Gedächtniskonzert in unserer Kirche. Ebenfalls führten die Kirchenchöre ihr Dekanatssingen durch und das ganze Jahr über fanden besondere Messgestaltungen durch befreundete Chöre und andere Gruppierungen statt.
Als herausragendes Ereignis wäre die 8-tägige Reise nach Rom zu nennen, an der insgesamt über 70 Personen teilnahmen. Es war für alle ein unvergessliches Erlebnis.
Als Anerkennung für seine Leistungen wurde dem Chor neben der kirchlichen „Palestrina-Medaille“ auch die weltliche „Zelter-Plakette“ verliehen.
In den folgenden Jahren konnte der Chor durch verschiedene weltlichen Konzerte (1980 Operettenmelodien; 1989 Heimatmelodien; 1994 Musik aus 5 Jahrhunderten) sein Können unter Beweis stellen. Erwähnenswert wären noch die besonderen Chorreisen (1989 die 2. Reise nach Rom; 1994 nach Gent und Brügge; 1999 nach Rothenburg und 2003 ins Elsass).
Die Gründung des Pfarrverbandes „Hürther Ville“ (Zusammenschluss der Pfarreien Alt-Hürth, Berrenrath, Fischenich und Kendenich), hatte keine Auswirkung auf die Selbstständigkeit der einzelnen Kirchenchöre. Bei besonderen Feierlichkeiten oder Anlässen, die den gesamten Pfarrverband betreffen, singen die Chöre entweder gemeinsam oder ein Chor übernimmt nach Absprache die musikalische Gestaltung. Diese Regelung funktioniert bis heute ohne Probleme.
Leider musste Hans Wolpers aus Altersgründen, gemäß Weisung des Erzbistums, seine Chorleitertätigkeit im Jahre 2004 aufgeben.
Glücklicherweise vollzog sich der Chorleiterwechsel für uns problemlos, da Frau Monika Seidel-Wolpers, die Ehefrau von Hans Wolpers, die Leitung übernehmen konnte. Die ausgebildete Gesangspädagogin hatte gemeinsam mit ihrem Mann schon des Öfteren mit unserem Chor zusammen gearbeitet und war daher für uns eine vertraute Person. Durch diese glückliche Fügung bleibt uns auch die weitere Zusammenarbeit mit Hans Wolpers erhalten. Mit großem Engagement ging die neue Chorleiterin an die Arbeit und schon Ende 2004 veranstaltete der Chor ein Adventskonzert, welches großen Anklang fand. Erwähnenswert sind auch die nachfolgenden Konzerte, 2006 ein Weihnachtskonzert, 2007 ein Ad-ventskonzert und im Mai 2008 ein Marienkonzert, das im Oktober des selben Jahres im Rahmen des „Hürther Kulturfestivals“ noch einmal wiederholt wurde. Ein besonderer Höhepunkt war die Aufführung der „Missa brevis et solemnis in C“ (W.A. Mozart) mit Orchester und Solisten, die mit den Chören des Pfarrverbandes unter ihrer Gesamtleitung in unserer Kirche dargeboten wurde.
Frau Seidel-Wolpers versteht es, sich selbst und den Chor für neue Heraus-forderungen zu begeistern und zu motivieren. Sie führt die Sängerinnen und Sänger behut- und einfühlsam zu allen Musikrichtungen, von der Klassik bis zur Schlagermusik.
Wir hoffen, dass sie uns noch lange erhalten bleibt und wünschen ihr und uns, dass sie auch in Zukunft mit Freude und dem gleichen Elan dem Kirchenchor zur Verfügung steht.
In seiner 125-jährigen Geschichte hat der Kirchenchor Höhen und Tiefen erlebt. Durch Treue, Fleiß und opferbereite Mitglieder konnten alle Hindernisse überwunden werden. Hoffen wir, dass diese Einstellung unserem Kirchenchor erhalten bleibt, damit auch weiterhin seine Stimmen zum Lobe Gottes erklingen.